Diagnostik und Behandlung bei Kopf-Hals-Tumoren
Vorsorge & Prävention
Die wichtigste Prävention besteht im Vermeiden von Schadstoffen, die Krebs auslösen können; das sind in aller erster Linie alle Arten von Rauchwaren sowie Alkohol, es gehören jedoch ein Vielzahl weiterer chemischer Produkte (wie zyklische Aromate im Straßenbau, Farbstoffe, Asbest, Hartholzstäube), ionisierende Strahlen und auch Viren (einige Mitglieder der großen Familie der Humanen Papillom Viren) dazu. Entsprechend umfassen bei einigen Berufen die Vorsorgeuntersuchungen auch Kopf-Hals-Tumore, mitunter wird entsprechend ein bösartiger Tumor als Berufskrankheit anerkannt. Als Prävention kommt somit eine HPV-Impfung in Betracht.
Ursachen & Symptome
Unter dem Begriff „Kopf-Hals-Tumoren“ werden verschiedene Krebsarten zusammengefasst, die im Kopf-Halsbereich auftreten. Dazu zählen bösartige Tumoren
- der Mundhöhle, von Lippen, Zunge, Mundboden, Gaumen
- der Speicheldrüsen
- des Rachens
- des Kehlkopfes
- der inneren und äußeren Nase
- der Nasennebenhöhlen
- des äußeren Halses, insbesondere der Schilddrüse
- des Ohres (Ohrmuschel, Gehörgang, Mittelohr)
- der gesamten Haut des Kopfes und des Gesichts
Ursachen
Das größte Risiko, an einem Kopf-Hals-Tumor im engeren Sinne (also der Schleimhaut der oberen Atem- und Schluckwege) zu erkranken, haben Raucher und Menschen, die regelmäßig viel Alkohol konsumieren. Krebs von Kehlkopf und Schlund ist die häufigste Krebsart im Kopf-Halsbereich. Da Alkohol die negativen Wirkungen des Tabakkonsums verstärkt, ist die Kombination von Rauchen und exzessiven Trinken besonders gefährlich.
Ein weiterer Risikofaktor ist die Infektion mit Viren aus der Familie der Humanen-Papillom-Viren (HPV). Die Kollegen der hiesigen Pathologie testen routinemäßig das Gewebe mit einem Suchtest auf Hinweise für eine derartige Infektion und können ggf. den jeweiligen Typ des Virus molekulargenetisch identifizieren. Auch der Umgang mit bestimmten Schadstoffen, wie z.B. Asbest, Teer, Bitumen oder Farbstoffen, kann Krebs auslösen. Bösartige Tumoren entstehen mitunter, jedoch wie weitem nicht immer auf dem Boden von Krebsvorstufen, so genannten Präkanzerosen.
Symptome
Anzeichen für eine Tumorerkrankung variieren nach ihrem Sitz. Im Mundbereich können dieses schmerzhafte Schwellungen oder länger anhaltende Geschwüre an der Schleimhaut sein. Bei Rachentumoren kommt es häufig zu Schluckbeschwerden. Tumoren der Speicheldrüsen verursachen oft eine schmerzhafte Schwellung an der Wange sowie eine Lähmung von Teilen des Gesichts. Chronische Heiserkeit oder Husten, Schluckstörungen oder anhaltendes Kratzen im Hals mit ständigem Zwang, sich zu räuspern sind z.B. einige Symptome die bei Rachenkrebs auftreten. In der Nase und den Nebenhöhlen können chronische einseitige Sekretion, vermindertes Riechvermögen und Nasenatmungsbehinderung oder ein schmerzloser Zahnverlust sowie Störungen der Augen die Folge sein. Am Ohr können Ohrfluß, Ohrenschmerzen und Hörminderung sowie Schwindel hervorgerufen werden.
Diagnostik
Wird bei Ihnen ein Krebs vermutet, so findet eine umfassende Diagnostik statt. Diese beinhaltet neben der gründlichen HNO-Untersuchung auch fallbezogen verschiedene bildgebende Untersuchungen sowie eine Spiegelung der oberen Atem- und Schluckwege (Panendoskopie) in Narkose mit Probenentnahme. Auch wenn diese Spieglung in Narkose stattfindet, so ist hierbei doch in aller Regel keine sofortige Behandlung oder gar Heilung zu erreichen. Sie dient vielmehr der Planung der dann noch vorzunehmenden Behandlung.
Therapie & Verfahren
Wird Krebs diagnostiziert, ist eine schnelle Behandlung notwendig. Diese richtet sich nach Art, Größe und Ausbreitung des Tumors sowie dem Gesundheitszustand des Erkrankten. Neben der Operation (Chirurgie) werden Radiotherapie (Bestrahlung) und Chemotherapie, oft auch zusammen, eingesetzt. Zunehmend kommen neue Behandlungsverfahren, sogenannte targeted therapies, als Immuntherapie zum Einsatz.
Generell ist das Ziel bei angestrebter Heilung die Entfernung oder Zerstörung des Tumors und eventueller Metastasen in den Halslymphknoten (kurative Intention), bei gleichzeitiger Wiederherstellung der Funktionen Atmen, Schlucken und Sprechen. Ist dieses nicht möglich oder wird es nicht gewünscht, werden Maßnahmen eingeleitet, die den Krebs in Schach halten sollen, um den Betroffenen ein möglichst beschwerdearmes Leben zu ermöglichen (palliative Intention).
Nach Abschluss der Behandlung sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen nötig, um einen Krankheitsrückfall oder die Bildung von Metastasen zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Sämtliche Maßnahmen sind bei uns in das fachübergreifende Konzept des Kopf-Hals-Tumorzentrums als Teil des Cancer Center Braunschweig eingebettet.
Operative Entfernung des Tumors
Ziel einer Operation ist die vollständige Entfernung des Tumors und eventuell befallener Lymphknoten im Hals durch einen chirurgischen Eingriff bei gleichzeitiger Wiederherstellung der vom Krebs geschädigten Funktionen (Atmen, Schlucken, Sprechen). Dies kann ggf. mittels endoskopischer Laserresektion vorgenommen werden.
Je nach Ausdehnung und Sitz ist es ggf. erforderlich, auch Gewebsverpflanzungen (sog. Lappenplastik) vorzunehmen, z.B. mit Verpflanzung von Haut und Unterhaut vom Unterarm in den Schlund (mikrovaskulärer Gewebstransfer).
Das Team der Hals-, Nasen-, Ohrenklinik verfügt über breite und langjährige Erfahrung in den verschiedenen Operationstechniken.
Bestrahlung des Tumorgewebes
Strahlentherapie wird entweder als adjuvante Therapie im Anschluss an eine Operation angewendet, wenn er bereits in Lymphknoten gestreut hat. Dann kann auf diese Weise der Heilungserfolg signifikant erhöht werden.
Oder die Strahlentherapie wird als primäre Therapie statt einer Operation eingesetzt.
In beiden Varianten kann eine Kombination mit anderen, nicht-operativen Ansätzen (Chemotherapie, Immuntherapie) sinnvoll sein (s.u.).
Sollte es bei einer primären Strahlentherapie wider Erwarten doch nicht zur Heilung kommen oder sollten die anschließenden Funktionsstörungen zu ausgeprägt sein, so kann ggf. nachfolgend noch eine Operation vorgenommen werden (sog. Rettungs- oder „Salvage“-Operation). Diese ist jedoch aufgrund der vorhergegangenen Behandlungen mit höheren Risiken einer Wundheilungsstörung verbunden.
Chemotherapie
Bei der Chemotherapie werden Zellgifte (Zytostatika) eingesetzt, die das Wachstum der Tumorzellen blockieren. Diese Behandlungsform wird meist angewendet, wenn sich Tumorzellen über Blut- oder Lymphgefäße in andere Bereiche des Körpers ausgebreitet haben. Die Chemotherapie hat jedoch wie jede andere Form der Behandlung den Nachteil, dass auch gesunde Zellen in Mitleidenschaft gezogen werden können. Viele Nebenwirkungen können aber durch begleitende Therapien abgemildert werden.
Immuntherapie / Targeted Therapies
Eine relative neue Therapieform ist die „Targeted Therapy“ oder Immuntherapie. Sie wird in Kombination mit der Strahlen- und Chemotherapie angewendet. Bei ihr werden Substanzen eingesetzt, die gezielt in Signalvorgänge in Zellen eingreifen und das Wachstum der Krebszellen stören und sie gleichzeitig anfälliger für Strahlentherapie oder Chemotherapie machen.
Besprechung der für Sie am besten geeigneten Therapie
Welche Verfahren in welcher Kombination wir im jeweiligen Einzelfall als bestmögliche Therapie anbieten, besprechen wir in einer regelmäßig stattfindenden Tumorkonferenz, nachdem sämtliche Informationen über Sie erhoben wurden.
Nachsorge & Rehabilitation
In aller Regel schließt sich an eine erfolgreiche Krebsbehandlung eine Rehabilitation an, um maximalen Nutzen aus den jeweiligen Behandlungen zu ziehen und die Krebs-bedingten Schäden wieder zu kompensieren. In Deutschland steht hierfür ein Netz an meist stationären Rehabilitationseinrichtungen zur Verfügung; einige Elemente können jedoch auch ambulant genutzt werden.
Die Nachsorge erstreckt sich über mindestens fünf Jahre und umfasst zum einen eine einmal jährlich stattfindenden komplette Spiegelung der oberen Atem- und Schluckwege („Panendoskopie“) mit ggf. erneuten bildgebenden Untersuchungen (Ultraschall, CT, MRT) sowie andererseits ambulanten Untersuchungen, die abwechselnd beim niedergelassenen Facharzt für HNO-Heilkunde und in der operierenden Klinik angeboten werden.
Wissenswertes
Die Hals-, Nasen-, Ohrenklinik ist von OnkoZert, dem Zertifizierer der Deutschen Krebsgesellschaft, zusammen mit ihren Partnern als Kopf-Hals-Tumorzentrum zertifiziert worden. Entsprechend haben wir uns zu den höchsten Standards in Diagnostik, Behandlung, Nachsorge und Unterstützung der betroffenen Patienten verpflichtet. Unter dem Begriff „Kopf-Hals-Tumoren“ werden verschiedene Krebsarten zusammengefasst, die im Kopf-Halsbereich auftreten. Dazu zählen bösartige Tumoren
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der Mundhöhle, von Lippen, Zunge, Mundboden, Gaumen
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der Speicheldrüsen
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des Rachens
- des Kehlkopfes
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der inneren und äußeren Nase
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der Nasennebenhöhlen
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des äußeren Halses, insbesondere der Schilddrüse
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des Ohres (Ohrmuschel, Gehörgang, Mittelohr)
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der gesamten Haut des Kopfes und Gesichts