Machbarkeitsstudie: Drohnentaxis fürs Klinikum

Fliegender Helfer für Krankenhauslogistik
29.01.2020

Das Klinikum ist in Braunschweig über drei Standorte in der Stadt verteilt. Das Hauptoperationszentrum befindet sich am Standort Salzdahlumer Straße, zwölf km vom Institut für Pathologie am Standort Celler Straße entfernt. Mit der Machbarkeitsstudie wird zurzeit der Einsatz von Drohnen zum Transport pathologischer Schnellschnitte zwischen den Operationssälen und der Pathologie während laufender Operationen angestrebt. Die Versorgungsabläufe zu optimieren und so die Versorgungsqualität für Patienten zu steigern, ist das primäre Ziel.

Verkürzung der Transportzeiten dank „Drohnentaxi“

Was der Einsatz von Drohnentaxis bewirken kann, lässt sich gut durch den in Deutschland üblichen Prozess zeigen: bei einer Tumor-Operation wissen die Ärzte während des Eingriffs oftmals nicht genau, ob das Gewebe gut- oder bösartig ist. Um diese Fragestellung zu klären, wird bisher mit dem Transporttaxi eine Tumorprobe in die Pathologie gebracht und dort durch einen Facharzt der Pathologie analysiert. Nach der Analyse wird dem Operateur das Ergebnis übermittelt, und diesem ist erst dann klar, ob weitergeschnitten werden muss oder nicht. „Die Operation mit dem narkotisierten Patienten läuft dabei weiter. Wenn diese halbe Stunde Wartezeit, die der Vorgang durchaus dauern kann, reduziert wird, ist das ein klarer Vorteil für den Patienten zur Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung sowie eine erhebliche Kostenersparnis“, sagte Klinikum-Geschäftsführer Dr. Andreas Goepfert.

Größere Präparate, wie komplette Lungen, sollen von A nach B transportiert werden

Eine Mindesttraglast von zwei Kilogramm soll die Drohne zukünftig von Standort zu Standort transportieren. „Für das Drohnentaxi sind auch Transporte für größere Präparate, wie Teile des Dickdarms, komplette Lungenflügel oder Schilddrüsen, vorgesehen. Große Präparate können zurzeit, trotz vorhandenem Schnellschnittlabor, nicht vor Ort präpariert werden, sodass diese durch Braunschweig gefahren werden müssen“, berichtete Dr. Ansgar Dellmann, Chefarzt der Pathologie.

Wertvoller Beitrag zum Klimaschutz dank Reduktion von CO2-Emissionen

Nicht zuletzt verfolgt das Projekt auch einen ökologischen Ansatz. Angesichts von teilweise über 50 wöchentlichen PKW-Fahrten für den Transport der Gewebeproben allein am Klinikum Braunschweig sind die CO2-Emissionen, die durch innerbetriebliche Transporte im medizinischen Bereich hervorgerufen werden, durchaus erheblich. Durch den Einsatz von Drohnen ließen sich die für den Transport der Gewebeproben anfallenden CO2-Emissionen deutlich reduzieren.

Machbarkeitsstudie am Klinikum unterscheidet sich von bisher national und international geführten Projekten

Auf internationaler und nationaler Ebene werden verschiedene Projekte durchgeführt, bei denen Drohnen in der medizinischen Versorgung zum Einsatz kommen.

Bei den Projekten in Deutschland handelt es sich bislang ausschließlich um Pilotprojekte beziehungsweise Feldversuche. Dank dieser wurde der Weg für anspruchsvolle innerstädtische Transporte geebnet. „Die Erkenntnisse aus solchen bereits durchgeführten Projekten in Deutschland als auch international wurden bei der Erarbeitung der Machbarkeitsstudie mit einbezogen“, erzählte Projektleiter Lars Anwand, Geschäftsbereichsleiter Medizinische Prozesse des Klinikums. „Wir haben das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) als Unterauftragnehmer aufgrund seiner langjährigen Expertise in dem Bereich ausgewählt“, so Anwand weiter.

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt unterstützt Klinikum bei der Machbarkeitsstudie

Das DLR soll das Klinikum während der Machbarkeitsstudie technisch beraten und bei der Erarbeitung eines möglichen Flugbetriebskonzepts unterstützen. In drei Arbeitspaketen werden mögliche Betreiber für den geplanten Drohnenservice identifiziert, eine technische Bewertung marktverfügbarer Drohnen durchgeführt und sichere, genehmigungsfähige Flugrouten für das Durchqueren der Stadt gesucht. „Wir stehen dem Klinikum für die Entwicklung eines künftigen Betreiberkonzeptes beratend zur Seite. Rein technisch gesehen hat ein innerstädtischer Drohnenflug dadurch Realisierungschancen, dass immer die gleiche, vorher festgelegte Route benützt würde. Somit könnten auf den Meter genau sämtliche Parameter und mögliche Störfaktoren einberechnet werden“, erklärte Dr.-Ing. Gordon Strickert, stellvertretender Abteilungsleiter für unbemannte Luftfahrzeuge vom DLR-Institut für Flugsystemtechnik.

Ausblick: Weitere Krankenhäuser der Region sollen ebenfalls durch einen erfolgreichen Einsatz von Drohnen profitieren

Bei einem erfolgreichen Einsatz von Drohnen sollen zeitnah weitere Krankenhäuser der Region angebunden werden. Mit fast 2.000 Krankenhäusern in Deutschland ist das Potenzial, das in dem geplanten Projekt steckt, beachtlich. Dies gilt insbesondere für kleinere Krankenhäuser ohne eigene Pathologie. Gerade in ländlichen Gebieten beträgt die typischer Weise zurücklegende Entfernung zwischen zehn bis 25 Kilometer, was einen erheblichen Zeitfaktor darstellt. Der zukünftige Einsatz von Drohnen könnte hier für eine immense Zeitersparnis sorgen. „Für das Klinikum Braunschweig und die Region streben wir eine dauerhafte Lösung durch den Einsatz von Drohnen an, für die die Machbarkeitsstudie die Voraussetzung schaffen soll. Mit der Unterstützung vom DLR und der Rechtsanwaltskanzlei Luther soll sie den Weg aufzeigen für die Erlangung einer luftverkehrsrechtlichen Dauergenehmigung, die auf unterschiedlichste Projekte des Drohnentransportes im medizinischen Bereich bundesweit übertragbar ist“, betonte Klinikums-Geschäftsführer Dr. Andreas Goepfert.

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